Ai Mediq veröffentlicht eine Übersetzung der Publikation von Prof. Oleg S. Glazachev für RBC.RU zu den Auswirkungen von COVID-19 und dem therapeutischen Potenzial der Anwendung des ReOxy-Geräts zur Rehabilitation der Patienten.

Welche gesundheitlichen Folgen hat das Virus und wie erholt man sich von einem schweren Krankheitsverlauf?


Oleg Glazachev, Professor der Abteilung für Physiologie, Setschenow-Universität, hat RBC Style geholfen, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Eine Coronavirus-Infektion kann selbst bei mildem Verlauf Folgen für einen Menschen haben. Die Infektion führt nämlich zu einer Fehlfunktion der inneren Körpersysteme. Zunächst wird die Lungenfunktion beeinträchtigt, oder besser gesagt die Fähigkeit der Lunge, Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen und an sämtliche Organe weiterzuleiten. Zudem kommt es häufig zu Schäden am Nerven- und Herz-Kreislauf-System. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sind Patienten selbst bei minimaler körperlicher Belastung oft extrem schwach und kurzatmig. Die leitende Rehabilitationstherapeutin Russlands, Professor Galina Ivanova, meinte [1], dass „alle Patienten rehabilitiert werden müssten, ungeachtet des Vorhandenseins und der Schwere von Funktionseinschränkungen. Besonders hoch jedoch ist der Rehabilitationsbedarf bei Patienten, die eine Infektion der mittleren oder schweren Form hatten.“ Eine der heute weltweit angewendeten Technologien für genesende Patienten nach COVID-19 ist die Atemtherapie, bei der der Patient kontrollierten, kurzzeitigen Zyklen von Hypoxie ausgesetzt wird. Nur wenige wissen, dass die Senkung des Sauerstoffgehalts durchaus positiv für den Körper sein kann. Dies steigert nicht nur die Widerstandsfähigkeit gegenüber Sauerstoffmangel, sondern auch die körperliche Belastbarkeit. Ausschlaggebend hier ist eine moderate Dosierung. Prof. Oleg Glazachev erläutert die Funktionsweise der Technologie. Der Begriff „Hypoxie“ dient in der Medizinpraxis allgemein zur Beschreibung einer Senkung des Sauerstoffgehalts im Blut und in den einzelnen Körperorganen und -geweben. Dieser Zustand kann mehrere Gründe haben – Sauerstoffknappheit (zum Beispiel in den Bergen), Lungenprobleme, Kreislaufstörungen oder zu wenig rote Blutkörperchen und Hämoglobin im Blut. In jüngster Zeit taucht der Begriff „Hypoxie“ in zunehmendem Maße auch in Zusammenhang mit dem Coronavirus auf. COVID-19 ist durch eine beeindruckende Heterogenität der Symptome gekennzeichnet, wovon die Hauptgefahr dieser Erkrankung ausgeht. Patienten mit schwerer Hypoxämie (ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut, der mithilfe spezieller Geräte, sogenannter Pulsoximeter, ermittelt wird) können sowohl schwere Atemnot als auch stille Atmung aufweisen. Gerade die stille Atmung, auch „glückliche Hypoxie“ genannt, verwirrt die Ärzte. Von allen mit SARS-COV-2 infizierten Patienten in Wuhan litten nur 19 % unter Atemnot. 62 % der Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf und 46 % der Patienten, die später aufgrund schwerer respiratorischer Insuffizienz mechanisch beatmet werden mussten, litten nicht unter Atemnot [2].

Die Blutversorgung der Zellen, der Stoffwechsel und die zur Verfügung stehende Energie hängen vom Sauerstoffgehalt des Blutes ab. Bei unzureichender Sauerstoffversorgung muss sich der Körper anpassen – unter anderem mit sauerstoffsparenden kompensatorischen Mechanismen. Hierzu müssen die Zellen in den Geweben und Organen jedoch zunächst „spüren“, dass ihnen Sauerstoff fehlt – wie genau es hierzu kommt, hat Wissenschaftlern jahrzehntelang Rätsel aufgegeben. 2019 jedoch erhielten die Amerikaner Gregg Semenza und William Kaelin und der Brite Peter Ratcliffe den Nobelpreis für ihre Entdeckung des molekularen Mechanismus, mit dem sich Zellen an Hypoxie anpassen.

Eine der effektivsten Methoden zum Umgang mit den Folgen des Coronavirus und zur Prävention schwerwiegender Komplikationen ist ein Aufenthalt in den Bergen. Christian Arias-Reyes von der Medizinischen Fakultät der Laval University in Quebec (Kanada) schlug vor, dass die intensivere UV-Strahlung in Höhenlagen das Überleben von Coronaviruspartikeln reduzieren könnte, und dass die physiologische Höhenanpassung den Körper vor Virusinfektionen und vor der Entwicklung der Krankheit schützen könnte. Laut Dr. Johannes Burtscher aus der Schweiz jedoch könnte die niedrige Inzidenz in Hochgebirgsregionen auch damit zusammenhängen, dass hier naturgegebenermaßen soziale Distanz gewahrt wird [3]. Was Russland betrifft, so haben die meisten unserer Mitbürger leider nicht die Möglichkeit, in die Berge zu gehen und sich dort für eine Weile zu isolieren. Diese „Zwangspause“ des Körpers und der Mangel an ausreichendem Sonnenlicht führten somit zu einer Beeinträchtigung des körperlichen Zustands und der Immunität im Allgemeinen, sowie zu einer Verschlechterung der psychischen Verfassung.

Bild: ReOxy 60-2001, Private Reha-Einrichtung, Singapur.

ReOxy-Therapie

Das besondere Bergklima ist jedoch nicht die einzige Methode zur Rehabilitation nach COVID-19. Eine der neuesten Technologien zur Förderung der Genesung durch Hypoxie ist die ReOxy-Therapie, bei der in kurzen Abständen (bis zu 6-7 Minuten) hypoxische Luft abwechselnd mit sauerstoffangereicherter (hyperoxischer) Atemluft über eine Gesichtsmaske eingeatmet wird. Zweck dieser Behandlung ist die Wiederherstellung einer normalen Sauerstoffversorgung – eine der Hauptaufgaben bei der Rehabilitation von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Patienten nach COVID-19. Die Blutsauerstoffsättigung und andere wichtige Parameter werden während des gesamten Verfahrens mit Sensoren gemessen. Fällt der Sauerstoffgehalt in den Geweben unter bestimmte individuelle Werte, steigen der Sauerstoffgehalt in der eingeatmeten Luft und das Luftvolumen automatisch an. Es gibt keine vergleichbare Behandlung mit analogen Merkmalen [4].

Bild: ReOxy 60-2001, Sportrehabilitationseinrichtung Thermes Marins Monte-Carlo, Monaco.

Das Verfahren kann wie folgt verdeutlicht werden: Der Patient absolviert innerhalb weniger Minuten einen „Aufstieg“ auf eine gewisse Höhe, woraufhin er schnell wieder ins Tal „absteigt“. Dabei werden der Höhenunterschied und die Dauer des „Bergaufenthalts“ unter Berücksichtigung der körpereigenen Reaktion auf die Hypoxie-Belastung genau individuell angepasst. Während der Trainingssitzung werden der „Aufstieg“ und „Abstieg“ mehrmals wiederholt. Obwohl das Gerät „unabhängig“ eine effektive und sichere therapeutische Hypoxie-Dosis berechnet, sollte die ReOxy-Behandlung als Methode der medizinischen Rehabilitation verschrieben und unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Gleichzeitig können Gesunde oder Patienten, die dieses Verfahren bereits unter ärztlicher Aufsicht durchlaufen haben, dieses Gerät zu Hause benutzen. Die ersten Informationen über die Möglichkeit der Anwendung dieser Methode bei der Rehabilitation von Patienten nach COVID-19 lieferte Professor Roberto Pedretti von IRCCS Multimedica (Italien) im Mai. In einem Interview mit der Daily Mail am 2. Juni wurde berichtet: „Der Professor hat mit Tests für eine potenziell neue, rehabilitative Behandlung für COVID-19-Patienten begonnen, die sich nicht ausreichend körperlich betätigen können, um Lungenkapazität wiederherzustellen. In der Studie werden ReOxy-Geräte verwendet, die eine individuell dosierte hypoxische-hyperoxische Behandlung ermöglichen.“[4].

Bild: ReOxy 60-2001, Private Reha-Einrichtung, Österreich.

Wo und wie wird ReOxy-Technologie eingesetzt?

In Europa ist das Gerät als kardiorespiratorisches Medizinprodukt angemeldet, und demzufolge wird die Methode in Deutschland, Italien, der Schweiz und auch in südostasiatischen Ländern angewendet. Seit Anfang des Sommers ist die Methode auch in Russland verfügbar. Simon Matskeplishvili, stellvertretender Leiter des Forschungs-, Medizinforschungs- und Ausbildungszentrums der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau, korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, sagt: „Das Medizinische Zentrum der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau hat während der COVID-19-Pandemie ein eigenes Protokoll für die Behandlung von Coronavirus-Infektionen entwickelt, durch das viele Patienten gerettet werden konnten und das jetzt aktiv auch in anderen Ländern eingesetzt wird. Wir implementieren derzeit ein umfassendes Rehabilitationsprogramm für Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, das die effektivsten und sichersten Methoden umfasst – hypoxische Therapie, Inhalation von Helium-Sauerstoff-Mischungen, und anderes.“

ReOxy hat die CE-Kennzeichnung, ist zugelassen und zur Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit vorgesehen.

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